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Und die Toten leben doch!


„Der Tod ist auch in unseren Tagen noch ein großes Tabuthema und betrifft unsere Familien, unseren Freundes- und Bekanntenkreis. Viele Trauernde fühlen sich oft damit allein gelassen. Der Tod ist aber nur der Verlust der physischen Hülle, die wir hier auf Erden zum Leben brauchen, lediglich der Schritt auf die andere Seite des Lebensvorhanges, in eine andere Dimension - der geistigen Welt.“


Nach diesem Absatz war ich schon hin und weg. Lange habe ich mich persönlich und ausführlich mit dem Tod auseinandergesetzt. Eigentlich bereits seit meinem Kleinkindalter. Bei meiner Diplomierung im Juni 2011 war natürlich auch das Thema der Leben-Sterbe- und Trauerbegleitung MEIN Thema. Im Rahmen der Forschung war ich wie bereits berichtet bei allen Weltreligionen, um mich ausführlich mit dem Tod in anderen Kulturen zu beschäftigen. Immer wieder kam mir aber die Frage nach dem Leben nach dem Tod unter. Und irgendwie war nichts, was ich bis dahin gelesen oder gehört hatte befriedigend.


Ich würde mich selbst als feinfühlig und auch „empfänglich“ beschreiben. Immer wieder gab es Situationen in meinem Leben die ich nicht ganz einordnen konnte. Ob das im Rahmen meiner Ausbildung auf einer Palliativstation war, wo sich, während dem Sterbeprozess eines Patienten oftmals die eigenartigsten Dinge abspielten oder eben in meinem Privatbereich wo zB die Uhr stehen blieb und meine Nase ganz schrecklich zu bluten anfing genau zu diesem Zeitpunkt als mein Opa verstarb. Oder das jedes Mal, wenn ich am Friedhof bei meinen Sternchen bin eine Amsel und ein Eichhörnchen dort sind. Simon lachte als Baby auch immer so viel und schaute aber in eine komplett andere Richtung – wie schön ist der Gedanke, dass er irgendjemanden gesehen hat? Hat er auch, den Beweis dafür habe ich bekommen. Man kann natürlich immer von Zufällen sprechen, aber ich glaubte immer, dass es da noch irgendetwas gibt. Irgendetwas was wir Menschen mit unseren kleinen Hirnen gar nicht begreifen können. Irgendetwas was keinen Raum und keine Zeit kennt. Irgendwas Besonderes.


Der Vortrag von Frau Wipfli-Rieder kam mir ganz zufällig in meinem Alltagsstress unter. Ich nahm den Zettel wahr, dachte kurz daran mich zu informieren oder anzumelden, aber dann klingelte schon wieder mein Handy und ich war im Arbeitsmodus. Ein paar Tage später hatten wir das erste Austauschtreffen – die Gesprächsgruppe für betroffene Eltern von Sternenkindern über meine gemeinnützige Organisation Wandelstern und wie es der Zufall so will kam ich danach nach der Reflexion mit Anita irgendwie auf dieses Thema zu sprechen. Sie erzählte mir auch sofort von Astrid Wipfli-Rieder und ihren Erfahrungen. Als mir ein paar Tage später auch noch eine liebe Bekannte von diesem Vortrag erzählte wusste ich, dass es keine Zufälle gibt und es wohl Bestimmung ist, dass ich dahin muss.


Am Samstag, den 18.09.2021 war es dann so weit. Um 14 Uhr begann die Veranstaltung in Klagenfurt. Überpünktlich wie ich halt nun mal bin, war ich bereits um 13 Uhr dort. Ich wollte mir das ganze drum herum anschauen und beobachten was dort so vor sich geht. Bei der Kassa erwarteten mich schon zwei freundliche Damen. Ich bezahlte den Eintritt und versuchte meine ganzen Eindrücke zu ordnen und zu speichern. Es war ein Stand mit Ölen, Kerzen, Schutzengeln aus Holz etc. dort was mich auf den ersten Eindruck eigentlich absolut nicht beeindruckte. Viel mehr beeindruckt war ich von der irrsinnig langen Schlange an unzähligen Leuten, die sich bei der Kassa anstellten. Ich ging gleich in den Vortragsraum und setzte mich in die erste Reihe. Es lief im Hintergrund eine Entspannungsmusik (was jetzt ja auch nicht so meins ist) und es roch stark nach Weihrauch. Mir wird grundsätzlich immer schlecht von diesem Geruch jedoch dort empfand ich es auf einmal als angenehm. Es kam dann noch die Frage „Was machst du eigentlich da?!“ in meinen Kopf. Außerdem hatte ich das andauernde Gefühl aufs WC zu müssen, obwohl meine Blase mittlerweile ja wieder intakt ist.


Der Vortrag begann mit einer Einleitung von Herrn Harald Novak – welcher sich selbst als Medium bezeichnet. Ein adretter Herr um die Mitte Vierzig schätz ich mal. Er erklärte uns die Spielregeln (Handy ausschalten usw.). Danach kam Frau Astrid Wipfli Rieder und sie erfüllte den Raum mit ihrem Kommen gleich mit einer unbeschreiblichen Wärme welche auch bei Menschen wie mir – denen nämlich immer kalt ist ankam. Sie hielt einen Vortrag über den Übergang – also den Tod. Was ihrer Meinung nach da passiert und wie es dann so weiter geht. Besonders gut gefiel mir ihre Ansicht, dass man, wenn man stirbt, sein Erdenkleid auszieht, grobstofflich nicht mehr da ist aber feinstofflich mittels der Seele überall sein kann. Sie erzählte mit unglaublich viel Humor und sie verstand es auch, das Publikum mitzureißen. Man sollte zB auf den Grabstein niemals „Ruhe sanft“ oder „Hier ruht…“ schreiben denn die Seele ruht nicht. Ruhen tut grundsätzlich nur unser Körper, und zwar im Schlaf. Astrid Wipfli Rieder deckte auch meine lebendigen Träume auf. Ich träume sehr oft von Verstorbenen – und weiß jetzt, dass es kein Traum, sondern ein richtiger Austausch ist. Irgendwann in den tiefsten Schlafphasen können sich die Seelen unterhalten. Das macht meiner Meinung und meiner Erfahrung nach auch ziemlichen Sinn. Ich sollte wohl anfangen, ein Traumtagebuch zu schreiben.

Meine Skepsis dem Ganzen gegenüber war mittlerweile schon ganz verflogen. Mir gefiel ihr Ansatz und ihre Leichtigkeit zu der Thematik. Besonders berührt war ich dann aber von den Jenseitskontakten. Sie wusste genau Bescheid und ich bin mittlerweile auch überzeugt davon, dass es so etwas gibt. Sie erteilte verschiedene Botschaften aus dem Jenseits an die Anwesenden im Raum. Die Botschaften selbst möchte ich hier nicht kundtun, aber ich kann so viel sagen, dass sie zu 99 % stimmten. Frau Wipfli Rieder irrte sich nur einmal wegen einem Namen, den sie danach aber berichtigte. Sie wusste von den unzähligen Menschen und deren Verstorbenen Dinge, die sie niemals wissen hätte können. Details und Einzelheiten von deren Wohnraum, Eigenheiten von ihnen und natürlich, wie sie verstarben. Es gab allen sehr viel Trost denn sie betonte immer, dass im Jenseits alle Seelen positiv gestimmt sind. Es gibt dort keinen Streit, keinen Hass, keinen Neid. Ganz ehrlich, jetzt weiß ich auch, warum sich so mancher zu Lebzeiten dafür entscheidet, dorthin zu gehen. Sie warnte auch vor Scharlatanen, die sagen man müsse Verstorbene „ins Licht“ bringen. Sie gehen sowieso immer ins Licht. Da brauch man nicht nachhelfen. Bei der Seele gibt es auch kein Hier und Jetzt, keine Zeit, keine Dimension. D.h. Meine Mama kann gleichzeitig bei mir in Klagenfurt und auch bei meiner Oma im Lavanttal sein. Der Gedanke bzw. die Tatsache ist nicht nur beruhigend, sondern auch unglaublich wertvoll. Wir alle werden täglich von unseren vorangegangenen Lieben begleitet, wir haben nur verlernt Dinge wahrzunehmen. Wir sollten nicht ständig alles hinterfragen.

· Woher kommt jetzt dieser Duft, den ich ja mit meinem Opa verbinde?

· Warum hängt das Bild schon wieder schief?

· Wieso ist hier ein Luftzug, obwohl kein Fenster offen ist?

· Warum ist dieser Platz am Sofa so warm obwohl hier niemand gesessen ist?


Ihr könnt mich jetzt gerne für verrückt erklären, aber ich kann euch nur raten, euch selbst ein Bild davon zu machen. Ich habe es auch und es war eine Bereicherung. Es gab mir so viel Leichtigkeit und Hoffnung zurück in meinem Leben. Ich weiß jetzt, dass mir niemand schlecht gestimmt ist, dass mich alle lieben und auf mich warten und dass es das so ersehnte Wiedersehen geben wird. Und so ging ich dann wieder nach Hause – gleich wie ich hinkam (mit all den für mich nicht sichtbaren Begleitern im Schlepptau) und doch bin ich seitdem verändert. Die Schwere, die mich bis jetzt in meinem Leben immer begleitet hat, ist weg. Auch die Tatsache, immer wieder in einer „Festungsfamilie“* zu landen kann ich nun gut verstehen und ich durfte dankend erfahren, dass ich bestärkt bin diese „Familie“ nicht zu meiner Familie zählen zu müssen.


* Als Festungsfamilie bezeichnet man eine Familie, die sich nach außen hin stützt, pompös ist wie ein Palast – innen aber hohl, leer und emotional verkümmert ist. Diese „Familien“ müssen sich ständig präsentieren – je mehr sie sich präsentieren, desto ärmer und kaputt sind sie in Wirklichkeit.


PS: Liebe Mama, ich danke dir für alles. Und ich verspreche dir, dass das Bild umgehängt wird und du im Haus den schönsten Ausblick haben wirst, den du auch verdienst!


PPS: Anbei die HP von Astrid Wipfli Rieder: https://www.seelen-reise.info/ Sie ist am 26. November 2021 um 18:00 – 20:30 Uhr (Vortrag „Lichtwesen und Verstorbene“) sowie am 27. November 2021 um 18:00 – 20:30 Uhr (Vortrag „Das Leben nach dem Leben“) wieder in Kärnten und ich kann es euch wirklich nur ans Herz legen, eine oder beide dieser Veranstaltungen zu besuchen. Anmeldungen: https://www.seelen-reise.info/kurse/2021-jul-dez/


Bilder copyright: opro e.u. - oberaichwald productions Michaela Jakobitsch Model: Bernadette Kohlweis Fotoreihe: Lebensende



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